Empfinden

Empfinden ist ein alltägliches Erlebensphänomen, das unterschiedliche wissenschaftliche Fachrichtungen sehr unterschiedlich definieren:

Neurophysiologisch ist Empfinden/Empfindung lediglich ein neuronaler Erregungszustand, der bei jeglichen Sinneswahrnehmungen als Erstes in den sensorischen primären Zentren des Gehirns wirksam wird, bevor er als spezifische Wahrnehmung vermittels sekundärer und tertiärer Zentren im Gehirn ins Bewusstsein gelangen kann.

Bei C. G. Jung spielt Empfindung eine basale Rolle als eine von vier psychologischen Grundfunktionen: Empfinden, Denken, Fühlen, Intuieren. Wobei er zwischen abstrakter Empfindung und konkreter sinnlicher Empfindung unterscheidet. C. G. Jung hat auch einen eigenen Persönlichkeitstypus beschrieben, der seine Gesamteinstellung auf dem Empfinden basiert: der sogenannte „Empfindungstypus“.

In der Psychiatrie ist der Begriff des Empfindens durch Karl Jaspers fest verankert worden: In der Diagnostik psychischer Leidenszustände spricht Jaspers von einer „Störung des Empfindens“, wobei er hiermit Anomalien des Gegenstandsbewusstseins meint, die wir heute noch in der psychopathologischen Diagnostik als Veränderungen der Wahrnehmungsfähigkeit kennen (z. B. Hyperästhesien, Parästhesien, aber auch Hysterien im weiteren Sinne und damit Dissoziationen und Depersonalisationen und Derealisationen u. v. m.).