Emotion

Der Begriff der „Emotion“ ist wissenschaftlich nicht eindeutig konsensual als Entität von anderen Begriffen wie Affekt oder Gefühl abzugrenzen. Häufig wird Emotion synonym mit Affekt verwendet und meint dann all jene möglichen „Grundemotionen“, die starke physiologische Körperreaktionen bewirken, wohingegen Gefühle eher subtiler gedacht werden. In der Erforschung von Grundgefühlen wird aber häufig nicht mehr zwischen Gefühl und Emotion unterschieden, sondern versucht, „Grundemotionen/Grundgefühle“ von „Sekundären Emotionen/Gefühlen“ abzugrenzen, was auch neurobiologisch als praktikabler erscheint.

Eine plausible und für die Psychiatrie anwendbare Emotions-/Gefühlstheorie stammt von Wielandt Machleidt auf der Basis von Hans Lungwitz (siehe auch Karsten Wolf et al., 2018, Thieme Verlag), die fünf Grundemotionen beschreibt (Hunger, Angst, Aggression/Schmerz, Trauer, Freude) und diese in eine systemlogische Reihung bringt. Mithilfe  dieses Konzeptes können psychische Leidenszustände auch emotionslogisch definiert, verstanden und behandelt werden: Zum Beispiel eine Angsterkrankung als „Hypertrophe Angst“, die den gesunden Emotionsfluss hin zu Aggression/Schmerz und dann weiter über Trauer und Freude zurück zum Hunger ausbremst – Mithilfe dieses Konzeptes wäre eine therapeutische Förderung von gesunden Aggressionen folgerichtig und könnten Rituale zur Förderung der durch die hypertrophe Angst nivellierten Grundemotionen eingesetzt werden.

Des Weiteren sind Emotionen (sowohl Grundemotionen als auch sekundäre Emotionen) für Psychiatrie und Psychotherapie relevant, weil wir eine gesunde „Emotionale Kompetenz“ definieren können, die sich aus Emotionsausdruck, Emotionserkennen und Emotionsfühlen (siehe Einfühlen/ Mentalisierung) zusammensetzt. Unterschiedliche psychiatrische Erkrankungen verändern die emotionale Kompetenz in je störungsspezifischer Art und Weise, was eine gezielte Therapie zur Verbesserung von emotionaler Kompetenz ermöglicht. Ein spieltherapeutischer Ansatz zum Training emotionaler Kompetenz wurde in dem Therapiespiel „Kompetenz – spielend neue Freu(n)de finden“ (Janssen-Cilag, Neuss) realisiert (siehe auch Karsten Wolf et al., 2012, Thieme Verlag).