Berührung

Der Begriff der Berührung findet sich im Alltagsgebrauch als reale körperliche Berührung und als nicht-körperliche Berührung (z. B. „ein Musikstück hat mich sehr berührt“). Die körperliche Berührung ist die basale und (über)lebensnotwendige Form der Berührung. Experimente an Affen durch Harlow (Harlows Monkeys) haben gezeigt, dass Primaten die körperliche Berührung der Nahrungsaufnahme vorziehen. Primaten und also auch Menschen können sich im Kindesalter ohne körperliche Berührung nicht entwickeln und verkümmern. Bei erwachsenen Menschen ist ein Mindestmaß an körperlicher Berührung essenziell für ein gesundes Leben, wie die Bindungsforschung hinreichend nachweisen konnte (siehe Bolwby; Ainsworth, Grossmann…). So elementar körperliche Berührung für den Menschen zeitlebens ist, so ambivalent ist es auch gleichzeitig. Körperliche Berührung ist gesund, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt von der richtigen Person ausgeführt wird.

Mangelnde Berührung in körperlicher und nicht-körperlicher Hinsicht im Kindesalter (körperliche, emotionale und soziale Deprivation = unsichere Bindung) führt über epigenetische Veränderungen (insbesondere in der hippocampalen Region des Gehirns) zu:

  1. vermehrten Auffälligkeiten im Jugendalter mit Fremdaggressivität  (Dissozialität u. a.) bei männlichen Jugendlichen und vermehrter Autoaggressivität (z. B. Borderlinesymptomatik, Essstörungen u. a.) bei weiblichen Jugendlichen,
  2. einer erhöhten Angst-Sensitivität und einer erhöhten Rate an Depressionen und Angsterkrankungen im Erwachsenenalter.

Berührung in jeder Hinsicht und das Thema mangelnder oder fehlender Berührung sind eines der am häufigsten bearbeiteten Themen im Rahmen psychotherapeutischer und psychiatrischer Behandlungen.